Absenkung der Trinkwassertemperatur bei Wärmepumpen?
Nach DIN 1988-200 beträgt die grundsätzliche Anforderung an zentrale Trinkwassererwärmer wie folgt:
Zentrale Trinkwassererwärmer – Speicher- oder Durchflusssysteme bzw. kombinierte Systeme (Speicherladesysteme) – müssen so geplant, gebaut und betrieben werden, dass am Austritt aus dem Trinkwassererwärmer die Trinkwassertemperatur ≥ 60 °C beträgt (DIN 1988-200, 9.7.2.2).
Ergänzt mit der Forderung, dass die Temperatur im Verlauf einer Zirkulationsleitung um nicht mehr als 5 K abfallen darf, ergibt sich die sogenannte 60 °C/55 °C-Regel. Trinkwasser warm muss mit mindestens 60 °C aus dem Austritt des Trinkwassererwärmers kommen und muss im Verlauf der Zirkulationsleitung und beim Wiedereintritt in den Trinkwassererwärmer noch mindestens 55 °C erreichen.
Oft wird nun die Frage gestellt, ob bei der Trinkwassererwärmung über eine Wärmepumpe andere Temperaturen möglich sind. Eine Möglichkeit ergibt sich über DIN 1988-200, 9.7.2.3 Trinkwassererwärmer mit hohem Wasseraustausch. Hier heißt es:
Zentrale Trinkwassererwärmer – Speicher, z. B. in Ein- und Zweifamilienhäusern, oder Durchflusssysteme mit nachgeschalteten Leitungsvolumen > 3 l müssen so geplant und gebaut werden, dass am Austritt aus dem Trinkwassererwärmer eine Trinkwassertemperatur ≥ 60 °C und 55 °C am Eintritt der Zirkulationsleitung in den Trinkwassererwärmer möglich ist.
Die Einstellung der Reglertemperatur am Trinkwassererwärmer ist auf 60 °C vorzusehen. Wird im Betrieb ein Wasseraustausch in der Trinkwasser-Installation für Trinkwasser warm innerhalb von 3 d sichergestellt, können Betriebstemperaturen auf ≥ 50 °C eingestellt werden. Betriebstemperaturen < 50 °C sind zu vermeiden. Der Betreiber ist im Rahmen der Inbetriebnahme und Einweisung über das eventuelle Gesundheitsrisiko (Legionellenvermehrung) zu informieren. (Hervorhebungen durch den Verfasser des Artikels)
Das bedeutet:
- Die Anlage muss auf jeden Fall eine Temperatur von 60 °C erreichen können.
- Die Einstellung auf 60 °C ist vorzusehen.
- Wird das Trinkwasser warm in der gesamten Trinkwasser-Installation (nicht nur im Trinkwassererwärmer) innerhalb von 3 Tagen ausgetauscht, kann die Temperatur auf > 50 °C eingestellt werden.
- Temperaturen unter 50 °C sind nicht zulässig.
- In diesem Fall muss der Betreiber über das eventuelle Gesundheitsrisiko informiert werden.
Bewertung durch den Fachverband:
Der Fachverband sieht hier folgende Probleme, die eine Absenkung auf 50 °C mit sich bringen könnte:
- Wie soll sichergestellt werden, dass das Trinkwasser warm der gesamten Trinkwasser-Installation, also auch im Hobbykeller, in der Gästetoilette usw., innerhalb von 3 Tagen ausgetauscht wird? Hierfür kann der SHK-Betrieb bei einer eventuellen Einstellung auf 50 °C keine Gewähr übernehmen.
- Eine Einstellung der Trinkwassertemperaturen auf 50 °C entsprechend DIN 1988-200, 9.7.2.3 kann daher vom Fachverband nicht empfohlen werden.
- Wie kann der Betreiber – und hier nicht nur etwa ein Hochschulprofessor, sondern eventuell auch ein Betreiber mit wenig wissenschaftlichem Verständnis oder mit wenig deutschen Sprachkenntnissen – rechtssicher über das Gesundheitsrisiko durch Legionellen informiert werden? Dies dürfte auch einen Hygieniker vor Herausforderungen stellen.
Eine Einstellung der Trinkwassertemperaturen auf 50 °C entsprechend DIN 1988-200, 9.7.2.3 kann daher vom Fachverband nicht empfohlen werden.